Olympia-Entscheidung

Olympia: Der Tag der Entscheidung
12. April 2003

12. April 2003, 15 Uhr, vor dem Annette-Gymnasium:
Die Sonne scheint kräftig auf die ankommenden Jugendlichen des Schulchors, als wüsste sie, dass heute ein besonderer Tag ist. Uns erscheint es wie zurückgespult, denn wie auch am 2. April, dem Tag des geplatzten Auftritts bei der Olympia-Veranstaltung auf dem Burgplatz, steigen wir nach dem Einsingen im Probenraum aufgeregt in den Bus. Mit ihm fahren wir in die Innenstadt, wo wir gebeten wurden, heute, am Tag der Olympia-Entscheidung, zu singen, einen Song auch mit Gracia von „Deutschland sucht den Superstar“. Mehrere Sänger und Sängerinnen sind schon im Urlaub, aber wir wollen unbedingt auftreten und mindestens so gut wie sonst vollbesetzt klingen. Während der Fahrt reden alle ausgelassen durcheinander, doch jedem sitzt noch die Enttäuschung des letzten geplanten Auftritts in den Knochen. So hoffen wir alle, dass wir dieses Mal singen können...
Als wir in der Innenstadt ankommen, muss der Bus sich einen Weg durch riesige Menschenmengen bahnen, die alle gekommen sind, um bei der Wahl des Austragungsortes für Olympia dabei zu sein. Langsam wird es im Bus stickig und wir sind froh, in die Sonne hinaustreten zu können. Wir versuchen angestrengt, unseren Chorleiter Herrn Erkelenz in den Menschenmassen nicht aus den Augen zu verlieren. Von der großen Bühne her tönt uns schon laute Musik der Bands „Kläävbotze“ und „Halve Hahn“ entgegen.
Wir werden immer aufgeregter, als wir hinter der Bühne an schreienden Gracia-Fans vorbei in den Backstage-Bereich geführt werden. Belustigt und ein wenig stolz schauen wir zu den Fans zurück, die sich an die Absperrung drängen. Nun steht der ganze Chor nervös in der Sonne und beobachtet neugierig das geschäftige Treiben um uns herum. Mehrere Zelte zum Umkleiden oder Essen sind aufgestellt, Fotografen rennen herum und Cheerleaders stehen tuschelnd in einer Gruppe zusammen. Jetzt ist der Auftritt vor den vielen Menschen schon zum Greifen nahe! Wir hören, wie die Moderatorin gerade verkündet, dass die Olympischen Spiele 2012 in Leipzig stattfinden werden, doch wir haben keine Zeit, enttäuscht zu sein, denn schon steigen die ersten Chormitglieder die Treppe zur Bühne hinauf.Und dann stehen wir vor den Zuschauern, die den Platz und die ganze Kö vor uns bevölkern. Die Scheinwerfer scheinen uns heiß ins Gesicht, während wir versuchen, uns ordentlich hinter dem Schlagzeuger der Band aufzustellen. Vor uns winken die Menschen mit Unmengen von Olympia-Fahnen und scheinen trotz der Entscheidung ausgelassen und fröhlich zu sein. Der Sänger der Band singt die ersten paar Takte des Olympia-Songs an und die Zuschauer machen begeistert mit. Nun sind auch wir an der Reihe und versetzten die Menschen mit unserem Gesang in noch bessere Stimmung. Sie winken mit ihren Fähnchen und viele bewegen sich zum Rhythmus. Niemand denkt mehr daran, dass die Olympischen Spiele nicht bei uns stattfinden werden. Während die „Kläävbotze“ und der „Halve Hahn“ noch ein paar Lieder schmettern, klatschen auch wir mit und schwenken wie das Publikum die Arme. Die Moderatorin kündigt einen weiteren Song von uns an und die Band verlässt die Bühne. Wir treten nach vorne und plötzlich merken wir, dass es jetzt auf uns ankommt, denn Gracia taucht nicht auf. Ein wenig enttäuscht sind wir schon, aber dann klingen die ersten Takte von „One Moment In Time“ verstärkt über den Platz und wir zeigen, wie gut wir auch alleine sind. Vor uns bewegt sich eine Kamera des WDR hin und her, und viele Zuschauer singen das schöne Lied mit. Anschließend bedankt sich die Moderatorin noch bei uns und wir treten wieder ab. Auf der Treppe begegnen wir Gracia, die uns freundlich entgegenlächelt und anscheinend auf ihren Auftritt wartet. Wir sind alle froh, sie wenigstens noch gesehen zu haben und treten an den Fans vorbei auf die Straße. Mit dem Bus fahren wir wieder zur Schule zurück, und dieses Mal bleibt niemand mehr traurig im Probenraum. Wir holen nur unsere Taschen und Jacken, um schnell nach Hause zu kommen und dort von unserem tollen Tag erzählen zu können.
Nele Marie Peters (14)

Ankündigung/Programm: RP 11.04.03

Bericht: RP 14.04.03

 

[Vorherige Seite] [Nächste Seite]